Psychische Gesundheit am Ende der Erstrehabilitation
Kurz vor ihrem Austritt aus der Erstrehabilitation leiden 30% der Menschen mit Querschnittlähmung an psychischen Problemen wie Angst- oder Depressionssymptomen. Eine gezielte therapeutische Stärkung persönlicher Ressourcen, wie Selbstvertrauen und Optimismus, könnte zu einer schnelleren Wiederherstellung der eigenen psychischen Gesundheit beitragen.
Drei psychologische Muster am Ende der Erstrehabilitation
Eine Querschnittlähmung ist ein Ereignis, dass das Leben des Betroffenen und seiner Familie unwiderruflich verändert. Die psychische Bewältigung dieses Ereignisses kann ein langwieriger Prozess sein und entwickelt sich für verschiedene Personen ganz unterschiedlich. Einige erlangen recht schnell wieder psychisches Gleichgewicht, was in der Fachsprache auch als "Resilienz" bezeichnet wird. Andere Personen hingegen kämpfen mit psychischen Problemen.
Daten der SwiSCI Studie zeigen, dass Betroffene am Ende ihrer Erstrehabilitation meist eines von drei psychologischen Mustern aufweisen:
- Ein Drittel der Studienteilnehmer (33%) reagiert nach relativ kurzer Zeit resilient auf die Querschnittlähmung: sehr zufrieden, wenig gestresst, kaum depressive Symptome oder Angst.
- Weitere 37% sind zufrieden mit ihrem Leben und zeigen kaum Anzeichen von Angst oder einer Depression. Jedoch fühlen sich Personen dieser Gruppe sehr gestresst.
- Ein Drittel (30%) gibt an, psychische Probleme zu haben. Die betroffenen Personen sind weniger zufrieden, fühlen sich gestresst und zeigen Symptome von Depression und Angst. Unter diesen Personen sind 7% besonders stark betroffen.
Was beeinflusst die psychische Gesundheit?
Die SwiSCI Studie zeigt, dass weder die Form oder das Ausmass der Lähmung, noch die Lähmungsursache oder das Lebensalter einen Einfluss auf die psychische Gesundheit der Betroffenen haben.
Hingegen spielen sogenannte "persönliche Ressourcen" eine Rolle. Je besser eine Person auf diese zurückgreifen kann, desto besser ist ihre psychische Gesundheit. Diese Ressourcen sind:
- einen Sinn im Leben sehen, einen zentralen Lebensinhalt oder eine Aufgabe haben
- optimistisch in die Zukunft blicken
- sich der eigenen Fähigkeit bewusst sein, neue Herausforderungen und Situationen zu meistern
Bedeutung psychologischer Therapien
Die Studienautor*innen empfehlen eine psychotherapeutische Begleitung nicht nur während der Erstrehabilitation, sondern auch danach.
Psychische Probleme sind ein häufiger Begleiter während und nach der Erstrehabilitation. Damit Betroffene die Folgen einer Querschnittlähmung besser bewältigen können, ist eine psychotherapeutische Begleitung durch eine Fachperson umso wichtiger. Die SwiSCI Studie weist darauf hin, dass eine Stärkung persönlicher Ressourcen – nämlich Selbstvertrauen, Lebenssinn und Optimismus – dazu beitragen könnte, schneller wieder psychisches Gleichgewicht zu erlangen.
Zur englischsprachigen Publikation
Galvis Aparicio, M., Carrard, V., Morselli, D., Post, M. W. M., & Peter, C. (2020). Profiles of Psychological Adaptation Outcomes at Discharge From Spinal Cord Injury Inpatient Rehabilitation. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation, 101(3), 401-411.