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SwiSCI
Swiss Spinal Cord Injury Cohort Study
Schweizer Kohortenstudie für Menschen mit Rückenmarksverletzungen
Verbessertes Versorgungsangebot beim Hausarzt – Ein neues Projekt mit Modellcharakter

Verbessertes Versorgungsangebot beim Hausarzt – Ein neues Projekt mit Modellcharakter

Verbessertes Versorgungsangebot beim Hausarzt – Ein neues Projekt mit Modellcharakter

Verbessertes Versorgungsangebot beim Hausarzt – Ein neues Projekt mit Modellcharakter

Der Hausarzt ist für viele Menschen mit einer Querschnittlähmung die wichtigste Kontaktperson in Gesundheitsfragen. Gleichzeitig benötigen Betroffene oftmals eine hoch spezialisierte Gesundheitsversorgung. Im sogenannten "Hausarztprojekt" wird untersucht, wie sich beide Versorgungsstränge besser koordinieren lassen. 

"Mein Hausarzt ist schnell erreichbar und kennt mich und meine Krankengeschichte gut. Ich kann ihn immer ansprechen und er hat stets einen Überblick über meine Therapien und Medikamente", sagt die querschnittgelähmte Patricia Arnold über ihre Hausarztversorgung. Die SwiSCI Studie zeigt, dass Menschen mit Querschnittlähmung ihren Hausarzt im Durchschnitt fünf Mal im Jahr, und damit doppelt so häufig wie die Gesamtbevölkerung besuchen. {ref-1}

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Gleichzeitig erfordert die Häufigkeit und Komplexität von Erkrankungen bei einer Querschnittlähmung eine spezialisierte und interdisziplinäre Gesundheitsversorgung wie sie in Paraplegikerzentren angeboten wird. "Es braucht beide Seiten", so die Paraplegiologin Inge Eriks-Hoogland, "aber wir müssen die Zusammenarbeit stetig überprüfen und gegebenenfalls auch optimieren. Über einen regelmässigen Austausch und gegenseitige Berichterstattung können wir unnötige Doppelspurigkeiten vermeiden. Nur gemeinsam können wir zum Wohl der Patienten beitragen".

Das Hausarztprojekt - Worum geht es?

Wohnortnahes Angebot

Die paraplegiologische Grundausbildung von Hausärzten gewährleistet, dass Betroffene wohnortnah einen fachkundigen Ansprechpartner für ihre gesundheitlichen Fragen und Probleme haben.

Regelmässige Schulungen

Die teilnehmenden Hausärzte werden regelmässig von Experten geschult und tauschen sich mit ihnen über konkrete Fragen aus. Der Fokus liegt auf häufigen Komplikationen, wie Harnwegsinfektionen, Dekubitus, Störungen der Blasen- und Sexualfunktionen, sowie dem Darmmanagement. Ausserdem ist geplant, dass Mitarbeitende von ParaHelp die Hausarztpraxen besuchen, um Themen wie Transfer, Mobilisation und Pflege zu vermitteln.

Querschnitt-spezifisches Wissen

Hausärzte können Symptome und Untersuchungswerte bei querschnittgelähmten Menschen spezifischer einschätzen und wissen um die Unterschiede zu Menschen ohne Querschnittlähmung. So müssen zum Beispiel Wunden oder bestimmte Laborwerte anders beurteilt werden, wenn es sich um eine querschnittgelähmte Person handelt. Auf ihrer Wissensgrundlage können Hausärzte ausserdem besser entscheiden, bei welchen Symptomen sie Betroffene zum Paraplegiologen überweisen sollten. Dies wird auch von Seiten der Klinik begrüsst: "Wir sehen Patienten im Ambulatorium manchmal sehr spät", so Inge Eriks-Hoogland.

Effizientere Zusammenarbeit

Die Kommunikation und Koordination zwischen Haus- und Fachärzten wird verbessert: "Bisher erhalten wir eher selten Berichte von den Hausärzten, wenn sie uns Patienten überweisen", berichtet Inge Eriks-Hoogland. "Wir wünschen uns, dass wir vom Hausarzt vorgängig informiert werden, damit wir den Gesamtkontext des Patienten besser einschätzen können und zum Beispiel über Laborwerte sowie vorausgegangene Therapien Bescheid wissen. So können wir unsere Arbeit hier auf einem viel höheren Level beginnen." Umgekehrt können auch Hausärzte ihre Behandlung zielgerichteter fortführen, wenn sie umfassender über die Massnahmen, Resultate und Therapien von Seiten der Klinik informiert werden.

Insgesamt kann das Hausarztprojekt dazu beitragen, dass Menschen mit Querschnittlähmung besser in ihrem vertrauten Umfeld versorgt werden bei einer gleichzeitig engeren Kollaboration mit Spezialisten.

Verbessert das Hausarztprojekt die Gesundheit der teilnehmenden Patienten jetzt tatsächlich? Zum wissenschaftlichen Teil des Projektes

Das SwiSCI Hausarztprojekt begann 2020 und wird bis Ende 2022 abgeschlossen. Die Studienleiter möchten herausfinden, welche Auswirkungen es auf die Gesundheit der Patienten hat, wenn sie einen teilnehmenden Hausarzt als Erstkontakt bei gesundheitlichen Fragen aufsuchen. Dafür werden Patienten im Untersuchungszeitraum dreimal per Fragebogen befragt. 

SwiSCI Fragebogen 2
Fragebogen des Hausarztprojektes

Untersucht werden folgende Parameter: Auftreten, Häufigkeit und Schwere von Erkrankungen, die Anzahl und Länge von Spitalaufenthalten, sowie die Anzahl der Besuche beim Hausarzt und beim Spezialisten. Des Weiteren werden Parameter der psychischen Gesundheit sowie zur Zufriedenheit mit der gesundheitlichen Versorgung in der Wohnregion erhoben.

Die gleichen Parameter werden auch bei einer sogenannten Kontrollgruppe untersucht – Personen mit Querschnittlähmung, die nicht von einem Hausarzt betreut werden, der am Projekt teilnimmt. Erst im direkten Vergleich der beiden Gruppen können die Auswirkungen des Hausarztmodells festgestellt werden.

Wo finde ich die Hausärzte, die am Hausarztprojekt teilnehmen?

Wer Interesse an einer Betreuung durch einen geschulten Hausarzt hat, kann gerne Kontakt mit einer der folgenden Praxen aufnehmen:

Referenzen

[1] Ronca E, Scheel-Sailer A, Koch HG, Gemperli A; SwiSCI Study Group: Health care utilization in persons with spinal cord injury: part 2-determinants, geographic variation and comparison with the general population. Spinal Cord. 2017 Sep;55(9):828-833.